Die aktuelle Situation in Syrien nach dem Sturz des Regimes von Diktator Baschar al-Assad ist von grosser Unsicherheit geprägt und beunruhigt Menschen weltweit.
Die Opposition in Syrien ist keine einheitliche Gruppe, sondern setzt sich aus verschiedenen Gruppierungen mit unterschiedlichen Ideologien und Zielen zusammen. Was sie eint, ist der Hass auf das alte Regime. Nun, da das Regime gestürzt ist, stellt sich die Frage, welche Machtansprüche die verschiedenen bewaffneten und politischen Oppositionsgruppen verfolgen werden. Ein friedliches Szenario ist derzeit sehr unwahrscheinlich, Es handelt sich um einen sehr komplexen Konflikt.
Angesichts dieser Entwicklungen möchten wir als Verein IntegrationsBrücke Bern unsere Besorgnis über die überstürzte Sistierung der Asylverfahren für Flüchtlinge aus Syrien zum Ausdruck bringen. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) hat mit sofortiger Wirkung die Prüfung von Asylgesuchen und -entscheiden für Syrerinnen und Syrer sistiert. Dieser Entscheid gilt auf unbestimmte Zeit, bis die Situation neu beurteilt werden kann. Das SEM führt als Begründung an, dass es zurzeit nicht fundiert prüfen kann, ob Asylgründe vorliegen und ob der Vollzug einer Wegweisung zumutbar ist.
Die humanitäre Katastrophe in Syrien fordert weiterhin ihren Tribut. Millionen von Menschen sind auf der Flucht und die Lage in ihrem Heimatland ist nach wie vor äusserst instabil. Der Entscheid des SEM, die Asylverfahren für Syrer und Syrerinnen zu sistieren, verschärft die ohnehin prekäre Situation der Flüchtlinge in der Schweiz.
Die Sistierung der Asylverfahren bedeutet für tausende syrische Familien eine erneute Traumatisierung. Sie leben in ständiger Angst vor Abschiebung und können sich nur schwer ein neues Leben aufbauen. Für die Betroffenen bedeutet dies eine grosse Unsicherheit und Perspektivlosigkeit. Darum wollen wir verhindern, dass Asylsuchende aus Syrien monate- oder gar jahrelang in dieser Ungewissheit leben müssen. Wir setzen uns daher dafür ein, dass der Schutzstatus S ab sofort auch für Menschen aus Syrien aktiviert wird, anstatt Asylanträge nur auszusetzen. Was für die Menschen aus der Ukraine in ihrer belastenden und unsicheren Situation möglich ist, sollte auch für Menschen aus Syrien möglich sein.
Wir appellieren an die Behörden, die Situation in Syrien genau zu beobachten und keine übereilten Rückführungsentscheidungen zu treffen. Die Sicherheit und die Rechte der Flüchtlinge müssen gewährleistet bleiben.
Die Schweiz hat eine lange humanitäre Tradition. Wir appellieren darum auch an die Politik, dieser Tradition gerecht zu werden und den Flüchtlingen aus Syrien eine Perspektive zu bieten. Wir betonen die Notwendigkeit, die Flüchtlinge weiterhin zu unterstützen und ihnen die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen, um ihre Integration in die Schweizer Gesellschaft zu fördern. Nur mit Geduld, Wachsamkeit und einer sorgfältigen Prüfung der Situation können wir sicherstellen, dass die Flüchtlinge in der Schweiz eine sichere und stabile Zukunft haben.
Vorstand und Geschäftsführung
Verein IntegrationsBrücke Bern